# Alles wird ja irgendwie immer anders, weil irgendwas ja immer ist. Ich habe mich nach ein paar Jahren dazu entschlossen, das Design der Seite umzustellen. Und zwar radikal auf eine sehr reduzierte Version. Ohne Social Media Gedöns (mal abgesehen von den Sharing-Buttons), ohne Seitenleisten, die zum x-ten Mal wiederholen, was ich alles wo gepostet habe. Für den Wechsel gibt es viele Gründe, aber vor allem einen: Ruhe.
Das Netz pumpt einem täglich Informationen auf den Bildschirm. Ein wichtiger Tweet hier, ein lustiges Katzenvideo da, ein kurzer Sturm der Empörung hier. Blogs sind in den letzten Jahren oft zu crossposting Contentgeneratoren geworden, die die eigene Werbung möglichst breit streuen sollen.
Das ist auch völlig in Ordnung – ich rate immer noch jedem, der sich ins Netz begeben will, ein Blog in der ein oder anderen Art anzulegen. Aber auf meiner Seite ging es mir zunehmend auf die Nerven. Ich habe mit dem Gedanken gespielt meine Inhalte in einem Tumblr zu schieben, aber man muss ja nicht alles in der Cloud haben. Es geht ja auch bestens mit WordPress, da hat man was eigenes, auch für später.
Mir ist an mir seit einiger Zeit aufgefallen, dass ich Blogs (von denen ich weiter sehr viele lese) am liebsten in der „Reeder“, bzw. Google Reader lese, weil mich die prall gefüllten Seitenleisten nicht interessieren sondern eher abschrecken. Es gibt wunderbare Ausnahmen. Das Blog von Felix oder das von Volker, zum Beispiel.
Es sind, zumindest in Sachen Design, unaufgeregte Blogs. Inseln der Augenruhe, wenn man so will. Twitter, Facebook, G+, Instagram – alles ein Strom der Informationen, in dem die Inhalte sekündlich wechseln. Das macht Spaß, vor allem wenn man in Flughäfen nutzlos rumsitzt, aber muss das auch in meinem Blog so sein? Netzwerke müssen hyperventilieren, dass ist ihre Bestimmung. Aber in Blogs geht doch um etwas anderes: Text oder Bild. Komischerweise gibt es bei den Foto-Themes fast ausschließlich Designs, die auf jeden Schnickschnack verzichten. Foto zentriert, groß, dunkler Hintergrund, manchmal ein prall gefüllter Footer mit dem üblichem Quatsch. Bei Textblogs sieht die Sache anders aus. Und mich störte das an meinem Blog zunehmend.
Texte sollte man so behandeln wie Bilder. Man sollte sie in der Vordergrund stellen. Neulich stieß ich auf ein pdf über die Gruppe Laibach, in dem der nicht unambitionierte Versuch gestartet wurde, die Band und ihre kreativ-philosophischen Hintergründe zu erklären. Der Inhalt war spannend, aber interessant fand ich, dass das Dokument offenbar vor Jahrzehnten auf einer Schreibmaschine getippt war und eingescannt wurde. Was ich schön fand, war die Leichtigkeit, die Konzentration auf das Wesentliche, den Text.
Ein Blog kann vieles sein, vor allem wenn man damit startet. Für mich standen im Zentrum meiner Blogs immer der Text im Vordergrund. Das war all die Jahre bei Antville so, wo das Archiv bis ins Jahr 2002 zurück reicht. Vielleicht ist es Nostalgie, vielleicht ist es auch der eigene Wunsch, dem Text wieder mehr Raum zu geben, ihn nicht einzuengen zwischen den Links, dem Social-Media Gedöns und all den anderen Dingen, die vom Lesen nur ablenken.
Das schon seit langer Zeit vor sich hin darbende Blog hier, lag mir schon länger auf der Seele, die vielen Infobits und Verlinkungsstücke ebenso. Sie haben mich selber abgelenkt, mir die Sicht versperrt auf das, was ich an einem Blog gut finde. Mal sehen, ob die Radikalkur den eigenen Schreibhorizont mal wieder erweitert. Wer mich in anderen Netzwerken sucht, der findet die Links unter „Kontakt“.
Das Design habe ich bei Johanna entdeckt und frech übernommen.
15 Antworten zu „Update aus meinem Leben – Juli 2012“
[…] Dahlmann reduziert sein Blogdesign aufs Wesentliche und hat nicht mal mehr eine klassische […]
Gefällt mir. Reduktion auf das Wesentliche.
Wenn nur die Schrift ein bisschen größer wäre. Für die ältere Generation.
Exakt meine Gedanken bei der Themeauswahl vor ein paar Wochen.
Irgendwie habe ich hier aber beim Ausfüllen von NAME und CAPTCHA deutliche Probleme mit Chrome unter Lion. Der Cursor springt immer wieder aus dem Namens- und Captcha-Feld nach rechts ins Kommentar-Feld. Dem war nur durch wildes KLicken und Schnelltippen beizukommen.
Das ist auch mit Firefox so.
Ich schmeiss es mal raus. harmoniert wohl nicht mit dem Theme. Danke für den Hinweis.
Ha, da komme ich ja gerade richtig, denn ich ignoriere inzwischen Blogs mit Capchas. Zu meinem Leidwesen, denn oft sind das tolle Blogs, aber ich werde irre mit den Dingern.
Darf ich fragen, warum Du Dich für Manifest entschieden hast? Also, mal abgesehen von der Optik? Ich habe ja selbst gerade gestern erst nach Jahren mit Manifest umgesattelt auf ein ebenso minimales aber responsives theme – ich kann diese Fitzelschrift nicht mehr gut lesen, und außerdem mochte ich auf die Seitenleiste nicht mehr verzichten, das hat mich letztlich doch zu sehr eingeengt.
Ansonsten gebe ich Dir uneingeschränkt recht: das ganze Gedöns braucht kein Mensch und der Inhalt soll im Vordergrund stehen.
Ich find’s toll, endlich mal jemand mit Mut zum Wesentlichen.
Für alle anderen mit den schwächer werdenden Augen: probiert mal STRG in Verbindung mit der Plus-Taste (die links neben Enter), das vergrößert die Schriftgröße auch. Allerdings dann auf allen Seiten… mit STRG und Null kommt man wieder auf die Standardgröße zurück.
Ist ein Blog gut geschrieben, blendet man die Seitenleisten automatisch aus.
Der Text ansich ist somit die „Insel der Augenruhe“.
Ist ein gefälliges Design.
Das mit der Möglichkeit die Schriftgröße selber zu variieren ist ja auch schon genannt worden.
@Görg Ja, damit behelfe ich mir andauernd, aber das ist keine gelungene Lösung für ein unnötiges Problem. Ganz besonders auf iPad und iPhone greife ich da lieber schlicht zum Reader Knopf.
@Kiki Ich wollte einfach ein sehr einfaches Theme haben, ohne alles. Manifest war das einzige, was mir gefiel. Ein paar Änderungen werde ich aber noch vornehmen. Schriftgrösse und Spaltenbreite. Evtl. Bastel ich mal einen Footer dran, wenn ich ganz viel Zeit habe.
Mit der Schriftgröße hab ich kein Problem, aber mit der Schriftwahl SELBST. Pack doch mal nen besseren Fontstack rein, Palatino sieht unter Linux (default) scheiße aus, und die Times New Roman gibt’s nicht.
Verweis auf gute Font-Stacks: Mein Bookmark-Server > Suchwort „font stack“ ;)
cu, w0lf.
Finde ich sehr, sehr gut, die Umstellung! Und auch die Gedanken, die dahinter stehen.
Nicht, dass es vorher zu aufgeregt gewesen wäre, aber die Reduktion tut dem Blog gut.
… und endlich mal wieder jemand, bei dem es „das Blog“ und nicht „der Blog“ heißt… ;-)
Auf jeden Fall versuchst du investigativ zu sein. Das unterscheidet dich von vielen anderen Bloggern.Der Blickpunkt sollte eigentlich immer auf das Wesentliche sein;)
Gefällt mir auch. Einfach, Clean und Übersichtlich. Unterscheidet sich auf jeden Fall von den anderen Designs.