Da ist es also, das Leistungsschutzrecht. Und es hat Auswirkungen auf alle, die sich im Netz bewegen. Drüben im Racingblog musste ich, bis auf ein paar Ausnahmen, alle Links zu deutschen Verlagsseiten verbieten. Nun ist der Motorsport eh meist eine internationale Sache, ich habe genügend gute Quellen außerhalb der „Sportbild“. Immerhin habe ich mit dem größten deutschen Motorsportportal, Motorsport-Total.com, eine Regelung finden können. Was daran lag, dass ich den Chefredakteur kenne und alles „auf dem kleinen Dienstweg“ erledigen konnte. Mit dieser Abdeckung kommen wir drüben gut klar, die Leser werden sich dran gewöhnen. Ich kann das auch alles machen und in die Wege leiten, weil ich mich im Medien-Bereich etwas auskenne.
Aber es gibt so viel ungelöste Fragen zum LSR. Was ist mit SEO gepimpten Links, in Blogs oder auf Twitter? Was ist, wenn man die Links in eine Short-URL packt? Was geschieht mit Zitaten, die Rahmen einer Berichterstattung anfallen? Wie ist es, wenn ich den Link eines Verlages retweete? Die Liste der Fragen, die vor Gericht geklärt werden müssen, ist sehr lang.
Die Dummheit und Absurdität des Gesetzes haben schon viele versucht in Worte zu fassen. Noch absurder wird es durch die Tatsache, dass viele Verlage sich nun wieder bei Google ankuscheln. Jahrelang argumentierte man, dass man unbedingt gegen diesen Raubbau am deutschen Verlagswesen namens Google News vorgehen müsse. Jetzt ist es soweit und mit den Erklärungen der Verlage, sich doch weiter bei Google listen zu lassen, bricht das gesamte Argumentationsgebäude zusammen.
Was die Verlage offenbar haben wollten, ist ein möglichst schwammiges Gesetz, mir dem man Rechtsabteilungen und Abmahnanwälte füttern kann. Wie die Musikindustrie vor etlichen Jahren hat man sich einen eigenen Rechtsraum erschaffen, in dem man nun erst einmal schalten und walten kann, wie man das will. Die Massenabmahnungen der Musikindustrie, mit denen diese lange sehr viel Geld verdient hat, scheinen Begehrlichkeiten geweckt zu haben, das LSR dient dabei als Übergangslösung, bis man vernünftige Bezahlmodelle im Netz hat, oder der Mediashift komplett ist.
Wenn man das LSR als reines Abmahninstrument sieht, macht es tatsächlich auch Sinn. Es gibt jetzt schon Verlage, die absurd hohe Summen fordern. Würde ich gerne verlinken, geht aber nicht. Im Artikel der Berliner Zeitung geht es um denn Fall einer Musikerin, die nach Absprache mit einem Autor dessen positive Konzertkritik auf ihre Webseite genommen hatte. Nun soll sie 7600 Euro bezahlen.
Man sieht, da wartet ein Eldorado auf Abmahnanwälte. In Facebook, Foren, auf kleinen Webseiten, in Blogs usw. dürfte sich das LSR kaum rumgesprochen haben, also wird man weiter zu den üblichen Zeitungen und Magazinen verlinken, was das Zeug hält. Da wartet eine Menge Geld auf die Verlage.
Ich glaube den Verlagen nichts mehr. Weder, dass sie auf Abmahnungen verzichten, noch, dass die Autoren, von deren Texten die Verlage ja leben, am Ende beteiligt werden. Die Konsequenz ist, dass ich weder hier, noch in meinen anderen Blogs und Magazinen Links zu deutschen Verlagsseiten setzen werde. Um rechtssicher verlinken zu können, müsste ich von jedem Verlag eine Freigabe erbeten, das mache ich sicher nicht. Absichtserklärungen, dass man keinen Gebrauch vom LSR machen will, zählen dabei nicht. Wer weiß was passiert, wenn der Geschäftsführer in einem Verlag mal wechselt?
Die Verlage haben sich mit dem LSR ein Monster erschaffen, das nicht zu kontrollieren ist. Dagegen hilft nur eine Abschaffung des Gesetzes, aber das wird nicht passieren. Weder die CDU noch die SPD, mit deren Stimmen im Bundesrat das Gesetz schließlich in Kraft treten konnte, werden an diesem Gesetz etwas ändern.
Bleibt zu hoffen, dass die Verlage mit ihrer Abschottungsstrategie komplett scheitern werden.
3 Antworten zu „LSR: Ein unkontrollierbares Monster“
[…] on http://www.dondahlmann.de · the article page · http://www.dondahlmann.de on QUOTE.fm […]
Nur so ein Gedanke: für WordPress gibt es von D64 ein Plug-In namens „LSR-Stopper“.
So tut doch endlich was!
Die Lage ist verfahren, aber jetzt muss jemand den Karren aus dem Dreck ziehen!
Ein Vorschlag:
http://www.webwriting-magazin.de/leistungsschutzrecht-so-tut-doch-endlich-was-lsr/