Musk vs. Short Seller – Was hinter der Idee des Tesla Buyouts steckt

Zu Tesla und der Bemerkung von Musk, er überlege sein Unternehmen von der Börse zu nehmen, habe ich bisher bewusst nichts geschrieben, weil man sofort in Spekulationen und Verschwörungstheorien landet. Aber nachdem ich jetzt mehrfach gefragt wurde, was das von Musk soll, hier ein paar Gedanken.

– Das Geld dafür dürfte schwer zusammen zu bekommen sein, denn man geht von einer Summe von 60 Milliarden Euro aus, die Musk aufbringen müsste, um aus seinen 20% dann 100% zu machen. Eine ungeheuerliche Summe, die keine Bank und kein Konsortium mal so einfach aus dem Ärmel schüttelt.

– Musk müsste eventuell aber gar nicht 100% aller Aktien zurückkaufen. Ihm gehören wie gesagt schon 20 %. Er müsste eigentlich den Anteil nur auf 50,1% erhöhen. Das könnte er mit einem Kredit von 18 bis 20 Milliarden Euro erledigen, was machbar scheint. Er hätte dann die volle Kontrolle über das Unternehmen, wäre aber natürlich gegen über den restlichen Aktionären und der Börsenaufsicht weiter auskunftspflichtig. Ebenso wäre er weiter im Visier der Short-Seller.

Meine Vermutung ist, dass Musk gerade die ganzen Short-Seller trollt. Twitter ist voll mit Accounts wie Tesla Charts, darunter etliche Bots, die ganz offensichtlich von aggressiven Short-Sellern betrieben werden. Short Seller haben darauf gewettet, dass der Aktienkurs eines Unternehmens zu einem bestimmten Zeitpunkt einen bestimmten, in dem Fall, niedrigen Wert aufweist. Passiert das nicht, müssen sie an dem Datum die Wette auflösen, in dem sie sich mit Aktien zu den höheren Preisen eindecken. Man verliert also richtig viel Geld.

Short Seller haben also ein Interesse daran, den Preis einer Aktie nach unten zu treiben. Einfach gesagt: Je weiter der Preis unter der Vorhersage liegt, desto mehr Geld verdienen sie.

Tesla hat eine Menge Short Seller. Und das nicht zu Unrecht. Das Unternehmen hat bisher keinen Cent Geld verdient, aber rund 8 Milliarden Dollar verbrannt. Die Produktion des Tesla 3 lief extrem zäh an, die Konkurrenz rückt ihm langsam auf die Pelle und die US-Regierung hat gerade beschlossen, dass man E-Autos nicht weiter fördern will. Parallel sollen die Emissionsgrenzen von Verbrennern wieder erhöht werden. Dazu kommen noch andere Gründe, von denen Short Seller glauben, dass sie das Unternehmen in den Untergang treiben.

Das Problem der Short-Seller besteht aus zwei Dingen. Zum einen sind es die anderen, extrem loyalen Aktionäre, die trotz schlechter Zahlen an Musk glauben. Zum anderen die letzten Quartalszahlen. Obwohl das gesamte erste Halbjahr nicht wirklich gut für Tesla gelaufen ist, sind die Zahlen aus Q2 erstaunlich gut. Die über 750 Millionen Miese sind eine Sache. Positiv sind aber der deutlich erhöhte Umsatz und die erhöhten Produktionszahlen. Da die Investition in die Produktion des Tesla 3 abgeschlossen ist, erwartet man nun für 2019 endlich schwarze Zahlen bei Tesla. Dementsprechend behauptete sich die Aktie in den letzten Wochen und legte zu. Sehr schlecht für Short Seller, zu Mal man davon ausgeht, dass die Q3 Zahlen noch besser aussehen werden.

Die Ankündigung von Musk, Tesla zu einem Preis von 420 Dollar pro Aktie von der Börse zu nehmen, hat den Preis logischerweise nach oben getrieben, da viele Anleger schnelles Geld sehen. Das bringt die Short-Seller in Bedrängnis. Nicht ganz überraschend toben Short-Seller seit der Bekanntgabe der Q2 Zahlen auf Twitter umso stärker rum. Mittlerweile weisen sie darauf hin, dass die Ankündigung von Musk gegen Börsenregeln verstößt. Der Vorwurf der Marktmanipulation steht im Raum. Zwar prüft die US-Börsenaufsicht SEC nun die Ankündigung, aber die Meinungen der Experten sind unterschiedlich. Zwar ist die Ankündigung per Twitter eher ungewöhnlich, aber Musk scheint sich an die Regeln gehalten zu haben. So seien Vorstand und Aufsichtsrat vorher informiert gewesen, zu dem hat Musk geschrieben, dass die Finanzierung des Buyouts gesichert sei.

Nicht wenige gehen davon aus, dass das alles ein abgekartetes Spiel von Musk und den Investoren ist, die ihn unterstützen, um die Short-Seller loszuwerden. Er treibt den Preis der Aktie nach oben und treibt somit die nervigen Short-Seller raus. Offensichtlich haben die meisten Short-Seller einen Termin in diesem Jahr für ihre Wette. Jetzt, nach den guten Q2-Zahlen, einen Buyout anzukündigen, mag aus Sicht von Musk also ein sehr guter Zeitpunkt sein.

Wie gesagt, das ist eine Interpretation der Aktionen von Musk. Ich gebe keine Tipps zum Kauf von Aktien, noch möchte ich jemanden zum Kauf oder Verkauf von Aktien ermutigen. Ich selber habe keine Aktien von Tesla oder anderen Unternehmen aus der Branche, über die ich schreibe.

Bild: Tesla