Staatsgeld für Unternehmen die eine Dividende ausbezahlen?

BMW macht es. EasyJet macht es. Und sie sind nicht die einzigen. Etliche Unternehmen beantragen im Moment Staatshilfen in verschiedenen Formen, planen aber auch eine Dividende an die Aktionäre zu zahlen. Ist das unmoralisch oder richtig?

Wenn es um große Unternehmen geht, dann greift man gerne und schnell zu Verallgemeinerungen. Vor allem börsennotierte Unternehmen seien nur noch getrieben von Gier und kurzfristig hübsch aussehenden Quartalszahlen um aktuelle Shareholder zu befriedigen und zukünftige Shareholder zu gewinnen. Das Ergebnis stehe immer vor dem Menschen, der Umwelt oder der Vernunft. Wenn man pro Jahr Milliarden Euro oder Dollar Gewinne einstreicht, diese aber dann über die Dividende zu einem erheblichen Teil als die Aktienbesitzer auszahlt, dann bleibt halt nichts auf der hohen Kante und im Ernstfall muss dann der Staat wieder einspringen

Tatsächlich ist das gerade der Fall. BMW hat im letzten Jahr einen schönen Gewinn eingefahren und nun will man 1,64 Milliarden Euro an die Shareholder ausbezahlen. Gleichzeitig hat man einen Teil der Mitarbeiter auf Kurzarbeit gesetzt. Der Staat bezahlt also nun zu einem erheblichen Teil die Löhne. Wäre es aber nicht gerechter, wenn BMW erst einmal die Rücklagen für die Dividende an die Mitarbeiter ausbezahlt und dann, wenn nichts mehr übrig ist, Kurzarbeit beantragt? So wie jedes mittelständische Unternehmen das auch machen muss?

Vor allem viele deutsche Unternehmen haben in den letzten Jahren Milliardengewinne eingefahren, was der Öffentlichkeit nicht verborgen geblieben ist. Die Ankündigung von Adidas, die Mieten stunden zu wollen, führte zu einem Shitstorm, der bis in die Politik reichte. Der Tenor „Wie kann ein Unternehmen, dass so viel Geld verdient, nur so unsozial handeln?“ Auszahlungen von Dividenden, wenn man Unternehmen Mitarbeiter entlassen und Staatshilfe beziehen werden ebenso scharf kritisiert.

Es gibt aber durchaus gute Argumente für die Auszahlung einer Dividende in Krisenzeiten. Die Einnahmen, so die Befürworter der Dividendenauszahlung in Krisenzeiten, stammen aus dem Jahr 2019 und nicht aus diesem Jahr. Am Ende des Geschäftsjahres 2020 wird man die Sache aufgrund der Umstände anders bewerten, es spricht aber nichts dagegen, dass die Einnahmen aus dem letzten Jahr an Aktionäre verteilt werden.

Dazu kommt: Aktionäre sind nicht nur Heuschrecken-Hedgefonds, die schnell Geld verdienen wollen. Die überwiegende Mehrzahl der Aktionäre sind den Unternehmen seit Jahren oder Jahrzehnten treu. Dazu gehören konservative Rentenfonds und kleine Privatanleger. Die Einnahmen aus den Dividenden helfen auch Besitzern kleiner Aktienportfolios durch Krisenzeiten zu kommen, die diese auch betreffen.

Auch darf man nicht vergessen, dass viele Aktionäre langfristig anlegen. Kleinere Schwankungen des Kurses machen ihnen selten was aus. Die Investitionen der Aktionäre sind für Unternehmen aber enorm wichtig, denn mit dem Geld können diese besser agieren. Sie haben mehr Kapital für die Entwicklung und mehr Kapital, dass sie selber anlegen können. Und das über eine lange Zeit.

Auf der anderen Seite steht die Frage nach der moralischen Verantwortung der Unternehmen gegenüber der gesamten Gesellschaft. Kann man in Zeiten, in denen von Angestellten verlangt wird auf Teile ihres Lohnes zu verzichten und sehr viele Menschen ihren Job verlieren, weiter so tun, als sei nichts passiert? Steht die Verantwortung gegenüber den internationalen Shareholdern über jener, die man gegenüber der Gesellschaft hat, in der ein Unternehmen seinen Hauptsitz hat?

Das sind Fragen, die jede Geschäftsführung beantworten muss. Leicht ist die Antwort nicht, denn vor allem international agierende Unternehmen haben auch eine Verantwortung für die Angestellten und deren Familien in vielen anderen Ländern. Und zu dieser Verantwortung gehört es auch, die Interessen der Aktionäre zu wahren, die dem Unternehmen Geld zur Verfügung gestellt haben.

Es ist leicht Unternehmen zu verurteilen, die in dieser Zwickmühle stecken. Auf den ersten Blick scheinen Anleger und Unternehmen mal wieder gierig, aber das entspricht nicht in allen Fällen der Wahrheit. Zum Mal die rechtlichen Implikationen im internationalen Aktionärsrecht ebenfalls erheblich sind. Richtig ist aber auch, dass man von Anlegern bei einer unerwarteten Krise von internationalem Ausmaß erwarten kann, dass man Solidarität mit dem Unternehmen und den Angestellten zeigt.

Bild: BMW AG

Eine Antwort zu „Staatsgeld für Unternehmen die eine Dividende ausbezahlen?“

  1. Thomas

    Ein wichtiger Zusatz: Kurzarbeitergeld ist KEIN Staatsgeld, sondern von den Bürgern bezahlte Versicherungsbeiträge.