Wasserstoff ist noch ein relativ neuer Akteur im Bereich der neuen Energien. Die Nachrichten und Schlagzeilen rund um Wasserstoff nehmen zu und es wird viel Geld in die Forschung investiert. Doch Wasserstoff ist bisher nicht in der breiten Öffentlichkeit angekommen. Aber es gibt bereits eine Art „Green-Washing“-Kampagne rund um Wasserstoff. Und dazu gehören vor allem die Farben, die den verschiedenen Arten der Wasserstoffproduktion zugeordnet werden.
Grün, Rosa, Weiß, Braun, Blau, Grau, Gelb – alle diese Farben (und mehr) repräsentieren Wasserstoff, bedeuten aber nicht dasselbe. Denn manche Arten der Wasserstoffproduktion sind alles andere als CO2-frei oder nachhaltig. Brauner Wasserstoff wird aus Kohle gewonnen, die dabei verbrannt wird. Auch wenn dieser Wasserstoff derzeit den Löwenanteil der Produktion ausmacht, kann er nicht die Zukunft sein.
Grauer Wasserstoff ist zudem nicht klimaneutral, da er aus Gas gewonnen wird und die Emissionen bei der Herstellung nicht erfasst werden. Die Herstellung von blauem Wasserstoff funktioniert wie grauer Wasserstoff: Wasserstoff wird aus Methan (CH4) abgespalten, wobei das Nebenprodukt CO2 entsteht. Allerdings wird das Kohlendioxid nicht in der Atmosphäre entsorgt, sondern in den Untergrund gepresst. Das ist grundsätzlich klimafreundlich, solange das komprimierte CO2 für immer verschwunden ist und nicht wieder an die frische Luft abgegeben wird.
Dies wird jedoch bezweifelt; Eine US-Studie kam zu dem Ergebnis, dass die Treibhausgasemissionen nur neun bis zwölf Prozent geringer seien als bei grauem Wasserstoff. Außerdem stellt sich die Frage, wie sicher das CO2 unter der Erde gespeichert wird und wie viele Speicher überhaupt errichtet werden können. Auch die langfristigen Aspekte sind schwer einzuschätzen. Nicht wenige Forscher warnen vor einer Übersättigung der oberen Erdschichten mit CO2.
Umstritten ist auch rosafarbener Wasserstoff, der mithilfe von Kernenergie hergestellt wird. Während bei der Produktion kein CO2-Ausstoß entsteht, stellt sich die Frage nach dem Umgang mit Atommüll. Für die Endlagerung abgebrannter Brennstäbe gibt es bislang keine Lösung. Bisher gibt es weltweit nur ein einziges Endlager, und zwar in Finnland; alle anderen Länder haben ihre Brennstäbe in Zwischenlagern.
Eine weitere Grenzfrage ist weißer Wasserstoff. Weißer Wasserstoff ist natürlicher oder nativer Wasserstoff. Im Gegensatz zu grünem oder grauem Wasserstoff, den wir produzieren, ist er nicht das Ergebnis einer Umwandlung von Gas oder Elektrolyse. Die Eisenmineralien im Untergrund haben die Fähigkeit, durch Absorption Sauerstoff vom Wasserstoff in Wassermolekülen zu trennen. In sehr tiefen geologischen Schichten ist kein Sauerstoff mehr vorhanden. Je tiefer man bohrt, desto größer sind die Chancen, Wasserstoff zu finden.
Das bisher ungelöste Problem besteht darin, in enorme Tiefen vorzudringen, ohne weiteres CO2 zu erzeugen. Ein weiteres Problem besteht darin, dass die vorhandenen Mengen aus dem Gestein gewonnen werden müssen. Eine Technologie, die Fracking nicht unähnlich ist. Und das ist ziemlich umstritten.
Wenn also die Industrie heute über den Einsatz von Wasserstoff spricht, muss man genau hinhören und fragen, welche Art von Wasserstoff sie eigentlich meinen. Für Experten mag das einfach sein, für Außenstehende, die den komplexen Farbcode nicht kennen, ist es jedoch mehr als verwirrend.
Man sollten aufhören, so viele Farben zu verwenden, denn im Grunde gibt es nur zwei Arten von Energie: solche, die nachhaltig sind, und solche, die nicht nachhaltig sind, weil bei der Produktion CO2 entsteht. Demnach könnte man weiterhin von grünem Wasserstoff sprechen, nicht nachhaltigen Wasserstoff jedoch „schwarzen Wasserstoff“ nennen. Dies würde die Kategorisierung erleichtern und klarmachen, welcher Wasserstoff von Unternehmen genutzt wird.